Live
Die wichtigsten Neuigkeiten zum Gaza-Krieg im Überblick.
NZZ-Redaktion
7 min
Neue Vorlese-Stimmen
Eine verbesserte Vorlesefunktion steht zur Verfügung. Probieren Sie es aus!
Das Wichtigste in Kürze:
- Israels Militär hat im Gazastreifen laut eigenen Angaben die Kontrolle über den gesamten Abschnitt an der Grenze zu Ägypten übernommen. Der sogenanntePhiladelphi-Korridor sei von der Hamas für den Waffenschmuggel genutzt worden. Rund zwanzig Tunnel seien entdeckt worden.
- Ein von Algerien vorgelegter Resolutionsentwurf im Weltsicherheitsrat fordert ein sofortiges Ende der israelischen Militäroffensive und eine von allen Seiten respektierte Waffenruhe im Gazastreifen. Die Hamas wird zudem zur Freilassung aller Geiseln aufgefordert.
- Israelische Bodentruppen sind laut Augenzeugenberichten bis in das Zentrum Rafahs vorgedrungen.
- Durch die Massaker der Terrororganisation Hamas am 7. Oktober wurden rund 1200 Israeli und Angehörige anderer Staaten getötet, mehr als 4600 wurden verletzt.Mindestens 243 Personen wurden verschleppt. Mehr als 130 Geiseln befinden sich noch in der Gefangenschaft der Hamas. 28 von ihnen hat Israel für tot erklärt.
- Im Gazastreifen wurden laut Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums über36 200Palästinenser getötet und mehr als 81 700verletzt. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Zudem unterscheidet die Terrororganisation in ihren Angaben nicht zwischen getöteten Zivilisten und Hamas-Kämpfern. Schätzungen gehen davon aus, dass rund ein Drittel der Getöteten Kämpfer sind.
Live-Ticker
Donnerstag, 30.Mai
22.23 Uhr: Ein Toter und mehrere Verletzte im Westjordanland
Bei Einsätzen der israelischen Armee im Westjordanland ist laut palästinensischen Angaben eine Person getötet worden. Der Mann wurde in Ramallah durch einen Schuss in die Brust getötet, wie das Gesundheitsministerium in Ramallah mitteilte. Vier weitere Palästinenser wurden demnach bei Konfrontationen während einer Razzia verletzt, einer von ihnen schwer. Laut Palästinensischen Angaben wollte die israelische Armee einen Studenten festnehmen. Der Grund war zunächst unklar. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen. Israels Militär teilte auf Anfrage mit, die Berichte zu prüfen.
Laut palästinensischen Angaben wurden auch im Flüchtlingsviertel in Jenin mehrere Menschen verletzt, als die israelische Armee dort zeitweise einrückte. Die Armee teilte auf Anfrage mit, israelische Sicherheitskräfte hätten in der Gegend Anti-Terror-Massnahmen durchgeführt. Dabei hätten Palästinenser Sprengsätze und Steine auf sie geschleudert sowie Schüsse abgefeuert. Die Einsatzkräfte hätten zurückgefeuert. Laut dem Gesundheitsministerium in Ramallah wurden sechs Personen ins Spital gebracht.
18.47 Uhr: Partei von Benny Gantz reicht Antrag zur Auflösung des israelischen Parlaments ein
Die Partei von Benny Gantz, Minister im israelischen Kriegskabinett, hat laut Medienberichten einen Antrag zur Auflösung des Parlaments in Israel eingereicht. Der Schritt in Richtung Neuwahlen ist laut den Berichten allerdings symbolisch zu werten.
Gantz hatte bereits im September Neuwahlen gefordert. Ausserdem stellte er Israels rechtskonservativen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu ein Ultimatum bis zum 8. Juni. Gantz sagte, er werde aus dem Kriegskabinett austreten, sollte kein Plan für eine Nachkriegsordnung im Gazastreifen vorgelegt werden.
Benjamin Netanyahus Kabinett verfügt allerdings auch ohne die Partei von Gantz über eine Mehrheit von 64 von 120 Sitzen im Parlament. Bei einer Abstimmung über den Antrag könnte Gantz’ Partei deshalb nicht auf eine Mehrheit zählen.
11.04 Uhr: Angriff mit Marschflugkörper laut Israels Armee abgewehrt
Die israelische Armee hat laut eigenen Angaben einen Marschflugkörper abgewehrt, mit dem Israel von Osten aus angegriffen worden ist. Zuvor habe es auf den Golanhöhen einen Alarm gegeben wegen des «Eindringens eines feindlichen Flugkörpers». Der genaue Hintergrund war zunächst unklar. Zudem wurde laut den Militärangaben ein Flugkörper aus dem nördlichen Nachbarland Libanon von der Raketenabwehr abgefangen. Bei beiden Vorfällen habe es weder Verletzte noch Sachschaden gegeben.
10.06 Uhr: Riesige Müllberge im Gazastreifen gefährden laut Uno Gesundheit und Umwelt
Je länger der Gaza-Krieg dauert, desto mehr Müll häuft sich in dem schmalen Küstenstreifen an. Entlang vieler Strassen im Gazastreifen türmen sich nach Angaben des Uno-Palästinenserhilfswerks UNRWA Müllberge auf. «Wohin man auch schaut, sieht man einen Abfallhaufen», schrieb die Organisation auf X. Das Uno-Nothilfebüro OCHA teilte in der Nacht mit, rund eine Million aus der Stadt Rafah Geflüchtete lebten unter miserablen sanitären Bedingungen.
Bereits vor dem Krieg gab es nach Uno-Angaben Probleme mit der Müllbeseitigung im Gazastreifen. Bei rund 1700 Tonnen Abfall täglich standen nur zwei zentrale Mülldeponien zur Verfügung. Andauernde israelische Angriffe und Kämpfe im Gaza-Krieg haben das Problem weiter verschärft.
Die Organisation warnt vor schweren gesundheitlichen Auswirkungen der Müllkrise auf die Menschen im Gazastreifen. Es drohe auch die Verseuchung landwirtschaftlicher Böden und des Grundwassers. Steigende Temperaturen in der Region könnten noch zu einer Zuspitzung der Lage beitragen.
— UNRWA (@UNRWA) May 29, 2024Forced displacement & fear are pushing people to seek refuge where they can - but there's no safety in the #GazaStrip
Families are fleeing to areas lacking essential supplies & acceptable living conditions.
This is Deir al-Balah. Everywhere you look there is a pile of trash. pic.twitter.com/iiGY8Ufy32
08.44 Uhr: Zwei israelische Soldaten bei Auto-Attacke im Westjordanland getötet
Bei einer Auto-Attacke im nördlichen Westjordanland sind zwei israelische Soldaten getötet worden. Die Armee bestätigte den Tod der beiden 20-Jährigen, die am Vorabend nach Militärangaben nahe der Stadt Nablus von einem mutmasslich palästinensischen Fahrer gerammt worden waren. Ranghohe Militärs besuchten den Ort des Vorfalls, um die Umstände zu klären. Die israelische Armee suchte weiter nach dem Tatverdächtigen. Nach unbestätigten Berichten soll er sich der palästinensischen Polizei gestellt haben.
07.04 Uhr: China verspricht Hilfe für Gaza
Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hat bei einem Treffen mit Spitzenvertretern arabischer Länder Hilfe für den Gazastreifen zugesagt und sich für eine Friedenskonferenz ausgesprochen. Die Volksrepublik unterstütze eine Uno-Vollmitgliedschaft Palästinas und die Einberufung einer grösseren und effektiveren internationalen Friedenskonferenz, sagte Xi Jinping in Peking.
China wolle beim Wiederaufbau nach dem Krieg helfen und werde drei Millionen Dollar an das Uno-Palästinenserhilfswerk UNRWA spenden. «Der Krieg sollte nicht endlos fortgesetzt werden, Gerechtigkeit sollte nicht dauerhaft fehlen», sagte Xi.
Mittwoch, 29.Mai
21.57 Uhr: Gazas Grenzbereich zu Ägypten laut Israel unter Kontrolle
Israels Militär hat im Gazastreifen laut eigenen Angaben die Kontrolle über den gesamten Abschnitt an der Grenze zu Ägypten übernommen. Die Hamas habe den als Philadelphi-Korridor bekannten Bereich für den Schmuggel von Waffen genutzt, sagte Armeesprecher Daniel Hagari. In dem etwa 14 Kilometer langen Abschnitt gebe es rund zwanzig Tunnel, die nach Ägypten führten. Israels Militär habe entlang des Philadelphi-Korridors zudem Dutzende Raketenwerfer der Hamas entdeckt. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Im Grossteil des als Korridors seien israelische Truppen stationiert, berichteten mehrere Medien unter Berufung auf die Armee. Einige der Tunnel wurden demnach zerstört. Israel habe auch sein Nachbarland Ägypten darüber informiert. Insgesamt sollen sich laut israelischen Medien 82 Tunnelschächte in der Gegend befinden.
Der staatsnahe ägyptische Fernsehsender al-Kahira News berichtete unter Berufung auf eine hochrangige Quelle, die Berichte über die Tunnel an der ägyptischen Grenze seien nicht wahr. Ägypten liess in der Vergangenheit allerdings bereits selbst Tunnel aus dem palästinensischen Küstengebiet fluten, da durch die unterirdischen Gänge auch Waffen aus dem Gazastreifen zu Extremisten in den Nord-Sinai gelangt sein sollen. Im Januar sagte ein ägyptischer Beamter, das Land habe innerhalb der vergangenen zehn Jahre 1500 Tunnel zerstört.
19.20 Uhr: Brasilien zieht Botschafter aus Israel ab
Nach einer diplomatischen Auseinandersetzung über den Gaza-Krieg hat die brasilianische Regierung ihren Botschafter in Israel offiziell abgezogen. Federico Meyer werde Brasilien künftig bei der Genfer Abrüstungskonferenz vertreten, hiess es im Amtsblatt des südamerikanischen Landes. Damit wird die brasilianische Botschaft in Israel nur noch von einem Geschäftsträger geführt.
Meyer war bereits im Februar zu Konsultationen nach Brasilien beordert worden, nachdem die Auseinandersetzungen über die Bewertung des Gaza-Kriegs eskaliert waren. Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hatte den israelischen Militäreinsatz in Gaza mit dem Holocaust verglichen. Daraufhin erklärte ihn Israels Aussenminister Israel Katz zur unerwünschten Person und zitierte Botschafter Meyer in die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Dies wurde von der brasilianischen Regierung als öffentliche Demütigung verstanden.
14.21 Uhr: Gaza-Krieg dauert laut Israels Sicherheitsberater bis mindestens Ende des Jahres an
Der Gaza-Krieg wird laut Einschätzung von Israels Nationalem Sicherheitsberater mindestens bis Ende des Jahres andauern. «Auch in diesem Jahr erwarten uns noch mindestens sieben Monate der Kämpfe», sagte Tzachi Hanegbi dem israelischen Kan-Sender. Dies sei notwendig, um die Herrschaft der islamistischen Hamas und ihre militärischen Fähigkeiten zu zerstören. Die Armee habe 2024 in ihren Plänen als «Jahr der Kämpfe» definiert. «Wir brauchen einen langen Atem und Durchhaltevermögen.»
04.44 Uhr: Israelische Bodentruppen dringen laut Berichten bis in das Zentrum Rafahs vor
Israelische Bodentruppen sind laut Augenzeugenberichten aus Rafah bis in das Zentrum der an Ägypten grenzende Stadt vorgedrungen. Panzer seien in der Nähe der Al-Awda-Moschee vorbeigefahren, einem zentralen Wahrzeichen von Rafah, schilderten Palästinenser in der Stadt dem «Wall Street Journal». Laut dem Armeesender habe das Militär den fünf in der Stadt kämpfenden Brigaden eine weitere hinzugefügt. Nach Aussagen eines Militärsprechers sind Israels Truppen auch in Nahkämpfe mit der Hamas verwickelt.
03.06 Uhr: Neuer Resolutionsentwurf im Weltsicherheitsrat fordert sofortiges Ende der israelischen Militäroffensive
Ein neuer Resolutionsentwurf im Weltsicherheitsrat fordert ein sofortiges Ende der israelischen Militäroffensive. Ausserdem müsse es eine sofortige und von allen Seiten respektierte Waffenruhe im Gazastreifen geben, heisst es in der von Algerien erstellten Beschlussvorlage. Die Hamas wird zudem zur Freilassung aller Geiseln aufgefordert.
Der Text erinnert an das Urteil des Internationalen Gerichtshofs, das Israel zuletzt verpflichtete, den Militäreinsatz in Rafah sofort zu beenden. Beobachter vermuten, dass erneut eine Mehrheit der Mitglieder des Weltsicherheitsrats die Resolution unterstützen wird. Es wird jedoch erwartet, dass die USA wie schon zuvor ihr Veto einlegen werden.
00.15 Uhr: US-Regierung wartet israelische Untersuchungen zu Rafah ab
Die amerikanische Regierung will nach dem tödlichen Angriff auf Rafah am Wochenende weitere Untersuchungen von israelischer Seite abwarten. «Ich habe keinen politischen Kurswechsel zu vermelden», sagt der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, bei einer Pressekonferenz im Weissen Haus. Der Angriff sei gerade erst passiert. Die Israelis untersuchten den Vorfall. «Wir werden mit grossem Interesse verfolgen, was sie bei dieser Untersuchung herausfinden. Und dann werden wir sehen, wie es weitergeht.»
Die amerikanische Regierung halte eine grossangelegte Bodenoffensive in Rafah im Süden des Gazastreifens weiter für falsch. Man betrachte das Vorgehen des israelischen Militärs in der Stadt zum jetzigen Zeitpunkt nicht als eine solche, beobachte die Situation aber sehr genau. ei dem Angriff waren nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mindestens 45 Menschen getötet und Dutzende verletzt worden, darunter Frauen und Minderjährige.
00.03 Uhr: Weltsicherheitsrat könnte kurzfristig über eine Rafah-Resolution entscheiden – US Veto vermutet
Der Uno-Sicherheitsrat könnte kurzfristig über eine Resolution zu Israels Militäreinsatz in dem Gebiet abstimmen. Mehrere Diplomaten sagten der Deutschen Presse-Agentur nach einem Treffen des mächtigsten Uno-Gremiums hinter verschlossenen Türen, dass einige Ratsmitglieder ein Votum schon am Mittwoch anstrebten. Der Inhalt des Resolutionsentwurfs unter Federführung Algeriens wurde zunächst nicht bekannt. Es wird vermutet, dass die USA bei einer Abstimmung ein ihr Veto einlegen könnte.
Mit Agenturmaterial.
Passend zum Artikel
NZZ-Bildredaktion
26 min
Jonas Roth
4 min
Andreas Ernst
5 min
Adina Renner, Alexandra Kohler, Anja Lemcke, Inga Rogg, Elena Oberholzer
7 min
Adina Renner, Jonas Roth, Karin A. Wenger
6 min